Die EZB hat vor wenigen Tagen den Leitzins von 4,00 Prozent auf 4,25 Prozent erhöht. Damit soll der Inflationsgefahr entgegengewirkt werden, die aufgrund gestiegener Preise herrscht. Hier nehmen vor allem die gestiegenen Preise für Rohstoffe und Nahrungsmittel besorgniserregende Dimensionen an. Die Inflation im Euroraum betrug im Juni 2008 4,0 Prozent. Das war die höchste Inflationsrate seit 01. Januar 1999.
Leitzins
Der Leitzins ist der wichtigste Kreditzins der Eurozone. Ein höherer Leitzins bewirkt, dass Kredite teurer werden. Gleichzeitig werden die Sparzinsen steigen, was zu einer steigenden Sparquote und sinkendem Konsum führen wird.
Damit soll die Nachfrage gedrosselt werden und man erhofft sich dadurch, dass die Preise aufgrund der gesunkenen Nachfrage sinken werden.
Auswirkungen auf den Ölpreis
Doch lassen sich durch eine Erhöhung des Leitzins alle Probleme lösen und wird dies kurzfristig zu einem sinkenden Rohölpreis führen? Aktuell liegt der Preis für Rohöl bei einem historischen Höchststand von 145 Dollar je Barrel. Dies führt dazu, dass an den Tankstellen aktuell Preise von 1,60 Euro je Liter Super gezahlt werden.
Doch nun zurück zum gestiegenen Leitzins. Die Erhöhung des Leitzins auf 4,25 Prozent wird also das Inflationsrisiko senken und die Preise stabilisieren. Das ist ja eine schöne Sache. Dann wird also der Sprit an der Tankstelle irgendwann wieder sinken. Die Betonung liegt auf irgendwann, denn wie ja bekannt ist geben die Mineralölkonzerne Preissenkungen gerne mit etwas Verzögerung an den Endverbraucher weiter.
Kredite und Investitionen
Und wie war das mit den Krediten? Richtig, die werden teurer! Also ein Nachteil für Unternehmer, die für geplante Investitionen Kredite benötigen. Da bei den meisten Banken in letzter Zeit die Kreditvergaberichtlinien ein wenig verschäft wurden, wird es also immer schwieriger einen Kredit zu erhalten. Und ist die Entscheidung dann positiv ist mit höheren Zinsen zu rechnen. Ganz klar, dass dann die Investitionen zurückgehen.
Wirtschaftswachstum und Löhne
Ein Rückgang der Investitionen ist unausweichlich, der Konsum sinkt und die Sparquote steigt. Wirkt sich das eigentlich positiv auf das gesamte Wirtschaftswachstum in der Eurozone aus? Und für Arbeitnehmer wird es höchstwahrscheinlich etwas schwieriger werden, wenn es um Lohnerhöhungen geht. Eine gesunkene Nachfrage und dadurch möglicherweise gesunkene Absatzzahlen ist keine gute Basis für Forderungen nach möglichen Lohnerhöhungen.
Was kommt unterm Strich raus?
Letztendlich werden sich die Preise etwas stabilisieren, doch unter dem Strich wird der einzelne Arbeitnehmer dennoch keinen geldwerten Vorteil daraus ziehen. Mögliche Vorteile durch mäßige Preissenkungen und und leicht erhöhte Zinseinnahmen werden durch andere Faktoren eleminiert.
Aktienmarkt
Am Aktienmarkt wird sich die Erhöhung des Leitzins ebenfalls bemerkbar machen. Der gestiegene Sparzins bewirkt, dass weniger in Aktien investiert wird, was zu einer sinkenden Nachfrage an der Börse führen wird. Der Abwärtstrend des DAX wird vorraussichtlich noch eine Weile anhalten.
Ausblick
Letztlich bleibt abzuwarten, wann und mit welcher Intensität die Maßnahmen greifen und beispielsweise der Ölpreis sinken wird. Statistisch gesehen hat nämlich der Ölpreis im Oktober seinen Höchststand. Und das ist erst in drei Monaten. Außerdem sind beim Ölpreis noch weitere Faktoren für den aktuellen Preis verantwortlich. So bezuschussen z.B. unzähliche Schwellenländer den Benzinpreis an den Tankstellen. In vielen der Staten wird aktuell über eine Minderung bzw. Abschaffung dieser staatlichen Subventionen nachgedacht, was die Öl-Nachfrage bremsen wird. Auch die OECD-Staaten verzeichnen eine gesunkene Nachfrage nach Öl.
Somit lautet nicht die Frage ob, sondern wann es zu einer Korrektur des Ölpreises kommen wird.
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